2 x 60 mg/d Ginkgo-Extrakt über drei Monate oder eine einmalige intravenöse Injektion des Muskelrelaxans Caroverin besserten Tinnitus, während eine Behandlung mit Placebo keinen solchen Effekt hatte. So lautet das Ergebnis einer randomisierten und kontrollierten Studie mit 86 Tinnitus-Patienten im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Die Patienten erhielten entweder eine Infusion mit 160 mg des Ca2+-Kanalblockers und Glutamatrezeptor-Antagonisten Caroverin (zugelassen in Österreich, nicht aber in Deutschland) oder 120 mg Ginkgo-Tabletten täglich, oder Placebo (Infusion oder Tabletten).
54 % der Patienten sprachen unmittelbar auf die Infusion an; nach drei Monaten waren es in der Ginkgo-Gruppe 32% der Patienten. Gänzlich geheilt von Tinnitus war drei Monate nach der Caroverin-Behandlung keiner der Patienten, wohingegen 9% der Ginkgo-Patienten keinerlei Symptome mehr zeigten. Während bei einer Nachuntersuchung die gleiche Anzahl Patienten der Ginkgo-Gruppe auch drei Monate nach Beendigung der Behandlung noch eine Besserung verspürten, sank die Zahl der Patienten mit positivem Effekt in der Caroverin-Infusion drei oder sechs Monate nach der Behandlung auf 45% bzw. 41% ab. Beide Behandlungen wurden gut vertragen: Unter Caroverin trat bei einem Patienten Übelkeit auf; bei Ginkgo-Anwendung wurden keine unerwünschten Ereignisse berichtet. Die Autoren schlussfolgerten, dass bei schweren Tinnitusfällen Caroverin i.v. unmittelbar verabreicht werden sollte, während zur dauerhaften Linderung Ginkgo-Extrakt angewendet werden sollte.
In der Studie wurden nur 120 mg Ginkgo-Extrakt täglich eingesetzt. In Deutschland werden je nach Schwere des Tinnitus bis zu 240 mg Ginkgo-Extrakt täglich empfohlen.
