Bei psychischen Beschwerden eingesetzte Phytopharmaka wie z. B. Johanniskraut, Baldrian, Melisse, Lavendel, Rosenwurz verfügen über eine respektable klinische Evidenz. Auch zu den pharmakologischen Wirkmechanismen gibt es umfangreiche Erkenntnisse.
Ein interessantes, neueres Forschungsfeld befasst sich mit potenziellen Effekten von Arzneistoffen auf das Darmmikrobiom und die Darm-Hirn-Achse.
Eine aktuelle Übersichtsarbeit stellt die vorliegenden Daten zu Wirkstoffen aus Arzneipflanzen vor. Die meist in den letzten 10 Jahren publizierten Studien belegen, dass Phytopharmaka und deren Inhaltsstoffe die Zusammensetzung der Darmmikrobiota modulieren können. Ein Beispiel: Die Verabreichung von Johanniskraut-Extrakt führt im Tiermodell zu einer Veränderung des relativen Anteils mehrerer Bakterien-Gattungen im Darm. Das Vorkommen von Lactobacillus, Akkermansia sowie Firmicutes war unter dem Einfluss von Johanniskraut erhöht und von Bacteroides erniedrigt. Die üblicherweise als Probiotikum verwendeten Lactobacillus-Arten könnten eine vorteilhafte Wirkung auf die Stimmung haben. Akkermansia muciniphila reguliert die Dicke und Funktionalität der Darmbarriere. Eine beeinträchtigte Darmbarriere wird mit veränderter Stimmungslage in Verbindung gebracht.
Es wäre spannend, wenn in künftigen Studien zur Wirksamkeit von pflanzlichen Arzneimitteln und daraus isolierten bzw. metabolisch entstehenden Substanzen bei der Behandlung psychischer und psychosomatischer Beschwerden auch das Zusammenspiel zwischen den Wirkstoffen und der Darmmikrobiota berücksichtigt würde.
Bei Interesse an weiteren Informationen zu dieser Publikation sprechen Sie uns bitte an.